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Evangelische Emmaus-Kirchengemeinde Senne

Andacht zum 23. Psalm

Bild von katalin csák auf Pixabay

Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.

Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Der Psalm 23 ist gewiss der bekannteste Psalm der ganzen Bibel; ja vielleicht sogar der vertrauteste Text der gesamten Heiligen Schrift. Viele Menschen können diesen Vertrauenspsalm auswendig mitsprechen und bei den verschiedensten Anlässen wird dieser schöne Text verlesen.

Was macht nun diese Vertrautheit, Bekanntheit und Schönheit dieses Psalms aus? Natürlich, da ist zunächst dieses schöne Bild von Gott als dem guten Hirten, der uns Menschen als seine Schafe  versorgt und sich um sie kümmert: Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang und nichts wird mir mangeln. Ein schönes Bild, welches unsere Sehnsucht nach Geborgenheit und Fürsorge stillen kann. Aber ist dieses Bild nicht ein wenig zu idyllisch und kitschig, ja vielleicht sogar ein wenig weltfremd? Ist der Vorwurf berechtigt, dass das Christentum Luftschlösser baut und manchmal in Wolkenkuckucksheimen lebt? Spiegelt dieser Psalm die Realität und Wirklichkeit dieser Welt wieder?

Wenn man nur bei diesem Bild von Gott als dem guten Hirten stehenbleiben würde, der uns mit allem Gutem versorgt, dann wäre dieser Einwand gewiss berechtigt; aber der Psalm 23 schlägt auch noch andere Töne an: Da wird von Feinden berichtet, die einem das Leben schwer machen können; da wird von einem Unglück erzählt, das uns ereilen kann und da wird von dunklen Tälern geschrieben, die wir Menschen auch immer wieder zu durchwandern haben, wenn wir unsere Lebensstraße in dieser Welt ziehen. Denn der christliche Glaube muss weltlich gelebt werden: „So ist auch kein Christ auf Erden, der diese Welt nicht gebrauche“ (Martin Luther). So steht auch ein Christenmensch mit beiden Beinen auf der Erde und im Leben und gebraucht diese Welt, als bräuchte er sie nicht. Denn das Wesen dieser Welt vergeht (vgl. 1. Kor. 7,31). Und so passiert es auf unserem Lebensweg, dass wir Menschen oder Situationen begegnen, die uns feindlich gesinnt sind und mit denen wir es schwer haben. Einige Psychologen behaupten sogar, dass ein richtiger Mensch Feinde braucht und diese ihm unter Umständen sogar gut tun, weil sie einen herausfordern und zu eigener Stärke verhelfen. „Du bereitest mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde“ heißt doch dann, dass es diese Feinde oder feindliche Umstände und Situationen gibt; ich aber diese aushalten und bestehen kann, denn Gott ist bei mir. In so manchem Konflikt, Streit oder bei einem schwierigen Gespräch kann man an dieses Wort denken; denn solange Menschen auf dieser Erde leben und miteinander umgehen müssen, wird es nicht immer „Friede, Freude, Eierkuchen“ heißen … das ist nun mal so. Das alles gipfelt natürlich in der neutestamentlichen Forderung, dass wir unsere Feinde lieben sollen (vgl. Matth. 5, 43-48);  also achten und ehren, was sicherlich eines der härtesten Gebote der Bibel darstellt und uns immer wieder hinterfragt.

Und natürlich besteht das Leben nicht nur aus Freude und Glück; auch Unglück gehört leider dazu: „Keines Menschen Leben erfüllt sich frei von Unheil“ (Sophokles).

Und schließlich erwähnt der Psalm auch die dunklen Täler des Lebens, die wir zu durchschreiten und zu durchleiden haben. Ja, klar in so einem dunklen Tal befinden wir uns alle zurzeit, in dem immer noch die Pandemie unser Leben bestimmt und viele Menschen am Ende ihrer Kräfte sind. Auch hier will uns Gott nicht alleine lassen und uns Kraft und Hoffnung schenken.

NEIN!!! Die Bibel ist nicht weltfremd und auch kein Märchenbuch, sondern beschreibt unser Leben und unsere Wirklichkeit realitätsnah und ehrlich, aber nicht resignierend und aufgebend.

Denn Jesus Christus ist der gute Hirte  (vgl. Johannes 10) und gleichzeitig das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt. Dies gilt es in der Osterzeit zu bedenken und zu bewahren.

Gebet

Unser Gott,
wir nehmen unser Leben in die Hand
und gehen vielmals irre.
Wir
suchen uns Herren
und finden falsche.
Du
führe uns,
behüte uns
durch Christus,
unseren guten Hirten,
dem wir folgen wollen
im Heiligen Geist.

AMEN

 

Ihr Pfarrer Georg Mikulski

Sie können sich hier den Andachtstext anhören, gesprochen von Pfr. Mikulski

Die Jahreslosung 2024

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.

1. Korinther 16,14