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Evangelische Emmaus-Kirchengemeinde Senne

Der Sämann

"Der Sämann" von Vincent van Gogh

Liebe Christinnen und Christen in der Senne,

mit geübtem Schwung verteilt der Bauer das Saatgut auf dem Feld. So ging das Jahrtausende lang.
So gut es mit Hackpflug oder Ochsengespann ging, wurde der Acker vorbereitet. Die größten Steine heraus gesammelt. Aber wenn der Boden zu steinig war, mussten kleinere drin bleiben. Die Pflanzen, die da nicht hingehörten, wurden ausgerissen. Aber ihre Samen waren auch in der Erde. Und so wuchs neben dem, was ausgesät wurde, noch eine Menge mehr, mal bunt und blumig, mal stachelig und dornig.
Der Bauer, der so ein Feld bearbeitet, weiß, dass nicht jedes Saatkorn Frucht bringen wird. Aber er weiß nicht welches.
So verteilt er sein Saatgut und hofft auf das Beste.

„Als eine große Menge beieinander war und sie aus jeder Stadt zu Jesus eilten, sprach er durch ein Gleichnis:
Es ging ein Sämann aus zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges an den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unterm Himmel fraßen's auf. Und anderes fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Und anderes fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten's. Und anderes fiel auf das gute Land; und es ging hin und trug hundertfach Frucht.
Da er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ (Lukasevangelium 8,4-8)

Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

So ist das, mögen die Leute gedacht haben. Weiß man doch. Viel Arbeit und der Ertrag ist unsicher. Allerdings hat dieser Bauer eine erstaunlich gute Ernte. Jedes Saatkorn, das auf guten Boden fällt, bringt hundertfachen Ertrag. Da macht es nichts, dass der Rest nicht aufgeht.
Der Bauer kann sich freuen. Seine Arbeit war nicht umsonst.
Aber warum erzählt Jesus uns das?

Das Lukasevangelium liefert die Deutung gleich mit. Der Samen ist das Wort Gottes. Das Land sind die Herzen der Menschen. Bei den einen geht die Saat auf und bringt Frucht, bei den anderen nicht. So weit, so gut.
Aber wer ist der Sämann? Und welche Frucht können Menschen bringen, bei denen das Wort Gottes auf fruchtbaren Boden fällt?
Oft wird das Gleichnis als Anleitung zur Selbsterforschung verstanden. Ist mein Herz offen für Gottes Wort? Oder bin ich eher dorniges Gelände, wo so viel anderes wächst, dass Gottes Wort keinen Platz hat? Aber ist das wirklich so eindeutig?
Wir sind doch eher eine ganze Landschaft, in der sich Vögel und Felsen, Dornen und fruchtbare Erde finden.
Gottes Wort trifft auf uns, wenn wir enttäuscht oder zweifelnd, mit anderem beschäftigt oder bereit sind uns einzulassen. Mal so, mal so.
Darum meine ich, dass nicht das Land und seine Beschaffenheit im Mittelpunkt stehen, sondern der Sämann und die hundertfache Frucht.
Und hier bietet das Gleichnis Spielraum zur Deutung.
Sehe ich im Sämann Gott, sehe ich vor allem Gottes Großzügigkeit und erstaunliches Zutrauen. Gott knausert nicht. Der Samen wird verteilt. Jedes Fleckchen bekommt etwas ab und wird nicht vorher bewertet, ob es sich lohnt oder nicht.
Gottes Wort der Ermutigung und des Trostes, der Ermahnung und Orientierung ist für alle da.

Sehe ich im Sämann uns Christinnen und Christen, unser Bemühen, den Glauben weiter zu geben, Gottes Wort weiter zu sagen, dann sehe ich vor allem Ermutigung.
Es ist anscheinend ganz normal, dass wir oft keinen Erfolg sehen.
Und trotzdem sind unsere Bemühungen nicht sinnlos. Denn das, was wir austeilen, hat das Potential aufzugehen. Und da, wo es aufgeht, bringt es reichlich Ertrag.

Also, nicht in den Dornen vergraben, sondern munter weiter machen.
Und dabei auch daran denken, wie Gott es macht: Keine aussortieren, keinen für zu oberflächlich, selbstbezogen, verbittert halten nach dem Motto „Da sind Hopfen und Malz verloren.“
Wir wissen nicht, ob die Saat aufgeht.
Sondern mit Hoffnung säen: „und es ging auf und trug hundertfach Frucht.“

Der Bauer hat es gut. Der kann die Frucht sehen und anfassen.
Bei der Frucht des Wortes Gottes ist das oft nicht so einfach.
Kann man Glaube, Liebe, Hoffnung sehen? Oder Zuversicht und Gottvertrauen? Oder die Einsicht, welcher nächste Schritt richtig ist?
Denn ich meine, das sind Früchte des Wortes Gottes.

Ich denke, man kann sehen, was sie bewirken:
Man merkt Menschen an, wenn sie mit Zutrauen durch das Leben gehen, weil Gott sie hält. Wir erleben, dass Menschen anderen helfen, sich um andere bemühen, um so Gottes Liebe weiter zu geben.
Wir sehen Menschen, die die Kraft haben, in Krisen nicht unterzugehen, sondern sie mit Geduld und Ausdauer durchzustehen, im Vertrauen, dass Gott sie nicht im Stich lässt.
Dass Gottes Wort auch in unserem Herzen so wirkt, darum können wir bitten. Und wenn wir uns gerade felsig, vertrocknet, struppig und dornig vorkommen, denken wir doch an Gottes Großzügigkeit, der unverdrossen ausstreut – auch bei uns.

Es grüßt Sie herzlich
Ihre Pastorin Dorothee Seredszus

 

Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht; es hat Hoffnung und Zukunft gebracht.
Es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis Not und Ängsten, ist wie ein Stern in der Dunkelheit.

Die Jahreslosung 2024

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.

1. Korinther 16,14