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Evangelische Emmaus-Kirchengemeinde Senne

Andacht über Römer 11, 33-36

Bild von falco auf Pixabay

„Eine Gesellschaft bestimmende Macht ist die Kirche nicht mehr“, habe ich neulich noch in einer Zeitung gelesen. Und sicher, auch wenn noch eine knappe Mehrheit der Deutschen einer der beiden großen Kirchen angehören (ca. 52%), so verliert doch die Kirche als Glaubensgemeinschaft immer weiter an gesamtgesellschaftlichem Einfluss. Auf der einen Seite zeigt sich das an den immer noch hohen Austrittszahlen und den steigenden Anteil der Konfessionslosen; und auf der anderen Seite zeigt sich das an einem kämpferischen und aggressivem Atheismus, der für viele Menschen schon  zur Gewohnheit geworden ist. Exemplarisch sei hier ein Zitat aus Richard Dawkins Bestseller, „Der Gotteswahn“, genannt: „Leidet ein Mensch an einer Wahnvorstellung, so nennt man es Geisteskrankheit. Leiden viele Menschen an einer Wahnvorstellung, dann nennt man es Religion.“ Ja, der moderne Mensch scheint Gott nicht mehr nötig zu haben; er gestaltet sein Leben selbst und stellt sich selber Regeln auf (Autonomie), denn: Jeder ist ja bekanntlich seines Glückes Schmied! Mit unserem heutigen Andachtstext, einem Lobpreis auf die Wunderwege Gottes, können wahrscheinlich viele Menschen nichts mehr mit anfangen:

33 O welch eine Tiefe des Reichtums,
beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes !

Wie unbegreiflich sind seine Gerichte
und unerforschlich seine Wege !

34 Denn »wer hat des Herrn Sinn erkannt,
oder wer ist sein Ratgeber gewesen ?«

35 Oder »wer hat ihm etwas zuvor gegeben,
dass Gott es ihm zurückgeben müsste ?«

36 Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge.
Ihm sei Ehre in Ewigkeit !
Amen.

Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Paulus beschreibt in diesen paar Versen die Wunderwege Gottes: Gott ist zwar unbegreifbar und unausforschlich in seinen Wegen mit uns, aber dennoch ist er die alles bestimmende Wirklichkeit. Denn wer kann schon die Tiefe und die Weisheit Gottes erkennen und ermessen! Deshalb ist Gott zu loben und zu preisen und ihm sei Ehre in Ewigkeit. Ein berühmtes Kirchenlied gibt diese Verse des Paulus  so wieder: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren, … der alles so herrlich regieret … und der sichtbar dein Leben gesegnet“ (eg 316).
Ist es nun nur Oberflächlichkeit oder Gleichgültigkeit, dass viele moderne Menschen nicht mehr in diesen Lobpreis einstimmen können? Ist es nicht manchmal nur zu verständlich, dass angesichts der Übel in dieser Welt (Hunger und Krieg) viele Menschen nicht mehr an einen allmächtigen und gütigen Gott glauben können, „der alles so herrlich regieret“? Und wir brauchen gar nicht in die weite Welt zu gucken, denn selbst uns Christen und Christinnen ist nicht immer nach einem Lobpreis Gottes zumute, wenn wir auf unser Leben mit seinen Höhen und Tiefen schauen! Geht es uns da nicht manchmal auch so wie Bonhoeffer es in seinem berühmten Gebet formuliert hat:

„In mir ist es finster, aber bei dir ist Licht
ich bin einsam, aber du verläßt mich nicht
ich bin kleinmütig, aber bei dir ist die Hilfe
ich bin unruhig, aber bei dir ist Frieden
in mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist die Geduld
ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt den rechten Weg für mich.“

Auch wenn wir manchmal Gottes Wege nicht verstehen, nicht alle Rätsel dieses Lebens lösen können und es keine rationale Letztbegründung für den christlichen Glauben gibt, so gibt es „dennoch“ (vgl. Psalm 73,23!) gute Gründe zu glauben: Gott gibt uns einen Sinn, einen festen Halt und ein gesundes Fundament für unser Leben; ja,  Jesus Christus ist unser einziger Trost im Leben und im Sterben! Darum lasst uns immer wieder in das Lob Gottes einstimmen, denn „von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit.“

AMEN

Pfarrer Georg Mikulski

Sie können sich hier den Andachtstext anhören, gesprochen von Pfr. Mikulski

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