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Evangelische Emmaus-Kirchengemeinde Senne

Über das Gebet

Das Gebet ist ein menschliches Urphänomen und eine Urgegebenheit des Menschseins überhaupt. In der gesamten Geschichte der Menschheit haben die Menschen zu allen Zeiten in den verschiedenen Religionen (z.B. Islam und Judentum) gebetet. Und solange es weiterhin religiöse Menschen gibt, werden diese auch beten. Das Gebet ist der gemeinsame Bezugspunkt aller Religionen; ja, noch mehr, es ist das Kernstück und der Mittelpunkt vielleicht nicht aller, aber doch vieler Religionen.

Das Charakteristische des christlichen Gebets ist, dass es im Glauben an Jesus Christus und in seinem Namen geschieht: „Denn auf alle Gottesverheißungen ist in ihm (scil. Jesus Christus) das Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zur Ehre“ (2. Kor. 1, 20).  Das Gebet hat für den christlichen Glauben eine zentrale Bedeutung und gehört zu den wichtigsten Ausdrucksformen des Glaubens überhaupt. Von daher konnte Luther sagen, dass der Glaube nichts anderes sei „denn eyttel gepet“. So ist das Gebet der praktische Vollzug des Glaubens und zugleich ein bekenntnishafter Akt.

Die wesentlichen Inhalte und Elemente des christlichen Gebets sind Lob und Dank, Bitte und Klage. Alle vier Aspekte findet man im Gebetbuch und in der Sprachschule der Bibel, im Buch der Psalmen. Exemplarisch seien als Lob- und Dankpsalm  Psalm 103 und 138, und als Bitt- und Klagepsalm Psalm 13 und 22 genannt. Im Gebet kann der Christenmensch sein ganzes Leben vor Gott bringen und ihm sein Herz ausschütten. Wie auch immer das Gebet formuliert und ausgesprochen wird, ob als Dank oder Klage, ob als Lob oder Bitte, so ist es doch immer eine Antwort auf das Angesprochensein durch Gott.

Und natürlich ist DAS Gebet der gesamten Christenheit auf Erden das Vaterunser (vgl. Matthäus 6, 9-13), welches uns Jesus Christus selber zu beten gelehrt hat: „Darum sollt ihr so beten und nicht so viel plappern wie die Heiden“. Wir beten es in fast jedem Gottesdienst, aber wir können es auch im stillen Kämmerlein für uns alleine beten.

So ist es gut und sinnvoll, dass es neben freien Gebetsformen auch feste Gebetstexte wie das Vaterunser, Luthers Morgen- und Abendsegen und den Psalter gibt. Eine Vielzahl an Gebeten finden Sie auch im evangelischen Gesangbuch unter den Nummern eg 860 – 1003; es lohnt sich auf jeden Fall, da mal reinzuschauen.

Die festen Gebetstexte nehmen dabei der Feuerbach'schen Gebetskritik Wind aus den Segeln, dass nämlich das Gebet ein Selbstgespräch des Menschen mit seinem eigenen Herzen sei.
Und die Kant'sche Aussage, dass das Gebet „ein abergläubischer Wahn“ sei, weil es praktisch nichts ausrichte und keine Gebote Gottes ausgeübt würden, kontern wir mit der Bonhoeffers Satz. „Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Fatum ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.“ In unseren Gottesdiensten beten wir und sammeln Geld für notleidende und benachteiligte Menschen.

Und dennoch müssen auch wir unsere eigene Gebetspraxis ein wenig kritisch betrachten; denn wie steht es mit so Aussagen Jesu wie: „Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er's euch geben“ (Johannes 16, 23) und der Erfahrung, dass nicht alle Gebetswünsche in Erfüllung gehen? Und damit meine ich nicht den 6er im Lotto, sondern die Bitten um Genesung und Heilung! Und steht die Aufforderung des Paulus: „Betet ohne Unterlass!“ nicht in einer gewissen Spannung mit dem Wort Jesu: „Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet“ (Matthäus 6, 8)?

Sicher, Gottes Wege sind unerforschlich und unser Wissen ist Stückwerk! Und gewisse Spannungen sind auch für den christlichen Glauben nicht aufzulösen, denn wir wandeln und leben im Glauben und nicht im Schauen!
Wir sollen Gott loben und preisen für all das Gute, das wir tagtäglich empfangen, wir dürfen ihn anklagen, wenn uns Arges widerfährt und wir dürfen ihn um alles bitten … auch wenn wir nicht immer alles verstehen!
Mögen wir alle dem Wochenspruch vertrauen und dies erfahren: „Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.“ (Psalm 66, 20)  

Amen

Pfarrer Georg Mikulski

Sie können sich hier den Andachtstext anhören, gesprochen von Pfr. Mikulski

Die Jahreslosung 2024

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.

1. Korinther 16,14