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Evangelische Emmaus-Kirchengemeinde Senne

Andacht zum Sonntag Okuli

Liebe Christinnen und Christen in der Senne,

„Mensch, wo hast du denn deine Augen?
Siehst du nicht – da geht´s lang!“
Der leicht erzürnte Engel packt den Menschen am Schlafittchen, um ihm ziemlich nachdrücklich die richtige Richtung zu zeigen. Und der Mensch blickt auf.
Sieht er dabei eher erstaunt oder erschrocken aus?
„Mensch, wo hast du deine Augen?“
Um das Sehen geht es an diesem Sonntag „Okuli“. „Meine Augen“ heißt das und kommt aus dem 25. Psalm: „Meine Augen sehen stets auf den Herrn.“
Bei allem, was ich tue, was ich sage, was ich denke, habe ich immer Gott im Blick und vor Augen, so verstehe ich das.
Denn dann, so meint das Psalmwort, hast du ein gutes Ziel vor Augen.

Wo siehst du hin? Woran orientierst du dich in deinem Leben? Was bestimmt deinen Weg?

Der Gemeinde in Ephesus schreibt der Apostel dazu folgendes:
„Ahmt Gott nach als geliebte Kinder und wandelt in der Liebe,
wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich für uns gegeben als Gabe und Opfer,
Gott zu einem lieblichen Geruch.
Ihr wart früher Finsternis, nun aber seid ihr Licht in dem Herrn.
Wandelt als Kinder des Lichts, die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ (Eph 5,1-2+8-9)

Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Macht es wie Gott und lasst euer Tun und Lassen von der Liebe zu euren Mitmenschen bestimmt sein.
Wie das geht, seht ihr an Jesus. Macht es wie er.
Helft, wenn jemand Hilfe braucht.
Seht darauf, was euer Gegenüber braucht an Zuwendung oder klaren Worten, und nicht darauf, ob das bei anderen ankommt.
Erzählt von der Liebe Gottes zu seinen Menschen.
Seid für die da, die am Rand stehen, und versucht, sie wieder in die Gemeinschaft zu holen.
Macht es selbst dann, wenn ihr deshalb Widerspruch oder sogar Anfeindung erlebt.
So hat Jesus es gemacht.
Ganz treu ist er Gottes Willen gefolgt und hat die Konsequenzen in Kauf genommen: Einsamkeit, Schmerzen, den Tod. Er hat es freiwillig getan, aus Liebe zu Gott und den Menschen, weil er seinen Glauben, weil er Gott nicht verraten wollte und konnte.
Ich glaube, es ist wichtig, das zu sehen: Gott opfert keinen Menschen, sondern Jesus gibt sich selbst hin – und wunderbarer Weise in ihm Gott selbst.*

Ernst und schwierig ist es also, Gott nachzuahmen?
Wer will denn schon einsam sein oder angefeindet werden!

Aber zuerst klingt doch in diesen Worten so viel Freude und scheint so viel Licht.
Da wird uns viel zugesprochen: Ihr seid Gottes geliebte Kinder. Ihr seid Licht. Ohne Wenn und Aber.
Nicht nur wir sollen unsere Augen bei Gott haben.
Zuerst hat er seine Augen bei uns. Sieht uns, achtet auf uns, liebt uns.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, was Gott uns zutraut: Jeder Mensch ob jung ob alt, ob krank oder gesund kann diese Welt heller machen.
Und wenn wir es können, sollen wir es auch tun und zu Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit beitragen.
Das hört sich großartig an. Und manchmal sind es auch großartige Taten.
Aber mindestens so oft ist es nötig, diese großen Worte in die kleinen Taten unseres Alltags zu verwandeln.

Eine Frau erzählte mir: Als sie als kleines Mädchen mit der Familie nach Bethel zog, fühlte sie sich verlassen und einsam. Alles war so unübersichtlich. Aber eines Tages begegnete sie auf der Straße ihrem Nachbarn, Pastor Bodelschwingh. Und der sagte zu ihr: „Da ist ja meine kleine liebe Nachbarin.“ Da ging für sie die Sonne auf, als sie spürte, hier ist ja doch jemand, der mich sieht und wahrnimmt und mich mag. Ein erster kleiner Schritt, sich zuhause zu fühlen.
Lebt als Kinder des Lichts.

Die Corona-Pandemie fordert uns vieles ab in unterschiedlicher Intensität.
Aber wir sehen nun klar, dass wir Menschen miteinander verbunden sind. Das, was in Wuhan in China passierte, hat Auswirkungen auf die ganze Welt. Wir sind als Menschheit ganz eng miteinander verwoben, gerade auch in dieser schweren Zeit. Vielleicht haben wir das noch nie so deutlich gespürt. Zum anderen zeigt sich: Unser Leben läuft nicht mehr so hektisch wie früher.
Ich weiß, viele sehnen sich nach dem normalen Leben zurück. Das tue ich auch.
Und doch ist es auch eine Chance darüber nachzudenken: Wo habe ich meine Augen?
Woran will ich mich orientieren?
Wie viele andere sehe ich morgens auf die Inzidenz-Zahlen. Das ist wichtig, aber das ist kein Lebensinhalt. Und wie trügerisch die Zahlen sind, wie schnell die Werte wieder nach oben schnellen können, das haben wir an vielen Stellen in unserem Land erlebt.
Es ist natürlich möglich, wenn denn die Pandemie vorbei ist, wieder zum alten Lebensstil zurückzukehren. Aber ich denke, das ist nicht gut. Nicht gut für die Schöpfung, die Gott uns anvertraut. Nicht gut für die Menschen, mit denen wir weltweit verbunden sind. Nicht gut für die Menschen, die nach uns kommen werden.
Es ist eben nicht einerlei, woran ich mein Leben ausrichte. Es hat immer Auswirkungen – nicht nur auf mein Leben, sondern auch auf das anderer. Und es zeigt sich daran, wie wir miteinander umgehen. Unser Glaube lädt uns ein, Gott in den Blick zu nehmen.
Denn dann, so sagt die Bibel, wird sich unser ganzes Leben zum Guten verändern.
„Mensch, wo hast du deine Augen?“
Wo sehen wir hin? Woran orientieren wir uns in unserem Leben?
Blicke mit deinen Augen auf Gott, der dich liebt, dazu ruft uns der Sonntag heute auf.
Nimm dir diese Liebe zu Herzen.
Nimm sie dir zum Maßstab für das, was du sagst und was du tust.
Dann wird es dir, dann wird es den Menschen, die mit dir gehen, gut gehen.
Darauf baue ich.
Und ich hoffe darauf, dass, wenn ich meine Augen wo anders habe, ein Engel vorbeikommt und mir nachdrücklich die richtige Richtung zeigt.

Es grüßt Sie herzlich
Ihre Pastorin Dorothee Seredszus

 

Wer bringt dem Menschen, der blind ist, das Licht?
Wer reicht dem Menschen, der Angst hat, die Hand?
Wer geht den Weg, der die Mühe lohnt?
Den Weg wollen wir gehen, die Liebe geht mit uns: auf dem langen und steinigen,
auf dem weiten und unbequemen, auf dem Weg, der die Mühe lohnt. (H-J.Netz)

 

* Die Rede von Jesus als Opfer, das für Gott zu einem lieblichen Geruch wird, ist eine bildliche Redeweise. Sie kommt von der Praxis des Brandopfers: Lebensmittel oder Teile von Tieren wurden verbrannt, um Gott zu danken. Sinnbildlich wurde Gott damit etwas von dem, was Menschen am Leben hält, zurückgegeben. Damit drückten die Menschen aus: Wir wissen, dass wir diese Gaben dir, Gott, zu verdanken haben.
Und dass Gott diesen Dank annimmt, wurde dadurch ausgedrückt, dass man sagte: Das Opfer riecht für Gott gut.
Niemals wurden Menschen geopfert.
In unserem Zusammenhang heißt es: Gott nimmt die Hingabe Jesu an und sagt: Das ist gut so.

Die Jahreslosung 2024

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.

1. Korinther 16,14