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Evangelische Emmaus-Kirchengemeinde Senne

Andacht über Johannes 14, 15-19

Photo by Kyle Glenn on Unsplash

„Abschied nehmen bedeutet immer ein wenig sterben“, so lautet ein französisches Sprichwort, welches uns sagen will, dass Verluste, Trennungen und Abschiede mal mehr, mal weniger, weh tun, je nach Intensität und Größe. Da gibt es die kleinen, alltäglichen Trennungen, aber auch die großen und schmerzhaften Abschiede: Kinder verlassen das Elternhaus, der Bruch der ersten großen Liebe, der Verlust des Arbeitsplatzes oder der Gesundheit und der Tod eines geliebten Menschen. Wir alle werden das auf irgendeiner Weise erleben, denn: „Ein vollkommenes Glück gibt es nun einmal nicht auf Erden“ (Erasmus).
Leben heißt immer wieder mal Abschied nehmen, diese zu erfahren und zu verarbeiten.

Jesus hat sich in unserem heutigen Text von seinen Jüngern verabschiedet; es ist ein Wort aus dem Johannesevangelium aus den sogenannten Abschiedsreden Jesu (Johannes 13-17), die in dieser Ausführlichkeit nur bei dem Evangelisten Johannes vorkommen:

„Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten. Und ich will den Vater bitten und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit: den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.
Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch. Es ist noch eine kleine Zeit, dann sieht die Welt mich nicht mehr. Ihr aber seht mich, denn ich lebe und ihr sollt auch leben.

Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Der Sonntag „Exaudi“ ist ein interessanter Sonntag, der vielleicht mit dem Karsamstag zu vergleichen ist. Setzen wir uns ein wenig in die Zeit zurück: Jesus hatte sich von seinen Jüngern verabschiedet und ist gen Himmel gefahren und die Jünger waren nun 10 Tage alleine, denn Pfingsten hatte sich noch nicht ereignet! Ein geistloses Vakuum, in welchem sich die Jünger befanden!
Ist die Situation, in welcher sich die Jünger damals befanden, am Ende nicht auch die Situation und Lage der heutigen Kirche?
Hat sich Jesus auch von der Kirche verabschiedet oder haben wir ihn aus der Kirche verabschiedet („Selbstsäkularisieung der Kirche“ – W. Huber; Anstieg der Zahl der Konfessionslosen; Gewohnheitsatheismus)?  
Haben wir nicht vor gut 2000 Jahren den Heiligen Geist, „die Kraft aus der Höhe“, empfangen oder sind wir immer noch in diesem Loch zwischen Himmelfahrt und Pfingsten?
Ja, sind wir nicht Waisen in einem geistlichen Sinne?

Der deutsche Schriftsteller Jean Paul lässt in einem Traum die Toten fragen: „Christus! Ist kein Gott? Jesus antwortete: Es ist keiner … wir sind alle Waisen, ich und ihr, wir haben keinen Vater.“
Wir wollen auf Gottes Wort hören: NEIN! Wir sind keine Waisen im geistlichen Sinne, denn der Heilige Geist ist uns geschenkt worden! Der Tröster, der Geist der Wahrheit und die Kraft aus der Höhe ist bei uns und wird bei uns bleiben. NEIN! Es herrscht keine Geistlosigkeit in der Kirche; vielleicht manchmal ein wenig Geistvergessenheit!

Der Heilige Geist weht und wirkt, wo die alten Texte der Bibel heute neu zu uns zu sprechen beginnen!
Der Heilige Geist weht und wirkt, wenn Menschen in der Christusbotschaft Trost im Leben und im Sterben finden!
Der Heilige Geist weht und wirkt, wenn Menschen in ihrem Alleine-Sein nicht einsam sind!
Der Heilige Geist weht und wirkt, wo Menschen die Gebote Gottes halten, einander vergeben und verzeihen!
Der Heilige Geist weht und wirkt, wo Menschen dem österlichen Wort Jesu vertrauen: Ich lebe und ihr sollt auch leben!
NEIN! Jesus hat sich nicht verabschiedet, wir sind keine Waisen im geistlichen Sinne: Glaube, Liebe und Hoffnung sind möglich unter uns!

 

„Du Heilger Geist, bereite ein Pfingstfest nah und fern;
mit deiner Kraft begleite das Zeugnis von dem Herrn.
O öffne du die Herzen der Welt und uns den Mund,
dass wir in Freud und Schmerzen
das Heil ihr machen kund.“
(eg 137, 7)

Amen!

Pfarrer Georg Mikulski

Die Jahreslosung 2024

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.

1. Korinther 16,14