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Evangelische Emmaus-Kirchengemeinde Senne

Die Hochzeit zu Kana

Liebe Christinnen und Christen in der Senne,

endlich mal wieder feiern!
Ein richtig schönes Fest – mit so vielen Gästen, wie reinpassen. Ohne Abstand oder Masken oder Vorsicht. Mit gutem Essen und Trinken, Ausgelassenheit und Fröhlichkeit.
Gerade eine Hochzeit ist so ein Fest, das das Leben und die Liebe feiert.
Letztes Jahr haben viele Brautpaare ihre Hochzeitsfeier verschoben.
Nein, so hatten sie sich ihre Hochzeit nicht vorgestellt: nur im kleinsten Kreis und mit Vorsichtsmaßnahmen.
Nicht mit Vorsicht sollte ihre Ehe beginnen, sondern mit Zuversicht und Fröhlichkeit.

Bei der Hochzeit, von der das Johannesevangelium im 2. Kapitel erzählt, droht nicht Corona die Stimmung zu verderben, sondern ein anderes Problem.

Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeitsfeier statt.
Auch die Mutter von Jesus nahm daran teil.
Jesus und seine Jünger waren ebenfalls zur Hochzeitsfeier eingeladen.
Während des Festes ging der Wein aus. Da sagte die Mutter von Jesus zu ihm: „Sie haben keinen Wein mehr.“ Jesus antwortete ihr: „Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Doch seine Mutter sagte zu den Dienern: „Tut alles, was er euch sagt.“
Dort gab es auch sechs große Wasserkrüge aus Stein. Die Juden benötigten sie, um sich zu reinigen.
Jeder Krug fasste zwei bis drei Eimer.
Jesus sagte zu den Dienern: „Füllt die Krüge mit Wasser.“ Die füllten sie bis zum Rand.
Dann sagte er zu ihnen: „Schöpft etwas heraus und bringt es dem Festmeister. Sie brachten es ihm.
Als der Festmeister einen Schluck davon trank, war das Wasser zu Wein geworden.
Er wusste natürlich nicht, woher der Wein kam. Aber die Diener, die das Wasser geschöpft hatten, wussten Bescheid. Da rief der Festmeister den Bräutigam zu sich und sagte zu ihm: „Jeder schenkt zuerst den guten Wein aus. Und wenn die Gäste dann angetrunken sind, folgt der weniger gute.
Du hast den guten Wein bis jetzt zurück gehalten.“
Das war das erste Zeichen. Jesus vollbrachte es in Kana in Galiläa.
Er machte damit seine Herrlichkeit sichtbar und seine Jünger glaubten an ihn.

(BasisBibel. Neues Testament und Psalmen, © 2012 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart: www.basisbibel.de)

Der Wein ist aus.
Da wird das Fest schnell zu Ende sein, wenn es nur noch Wasser gibt.
Das ist ja wohl eindeutig eine Aufforderung: Geht nach Hause, liebe Leute, das Fest ist vorbei.
Aber so weit kommt es nicht.
Nur von wenigen bemerkt sorgt Jesus dafür, dass es wieder Wein gibt – köstlichen Wein, reichlich Wein.*
Aus Mangel wird Überfluss. Das Fest geht weiter.

Das war's?
Das Johannesevangelium ist ein Evangelium mit so etwas wie einem doppelten Boden. Immer schwingt noch etwas mit, was unter der Oberfläche liegt. Immer klingt noch etwas an – aus anderen Geschichten, von dem, was später passiert oder schon vorher von Jesus erzählt wurde.
Da wird der Durst zum Durst nach erfülltem Leben und Sinn.
Da wird Brot zu dem, was auch die Seele sättigt – wenn es von Jesus kommt.

Johannes erzählt auch von dieser Hochzeit auf seine eigentümliche Art und Weise.
Die Hochzeit wird in der Bibel oft als Bild genommen für die vollkommene Gemeinschaft von Gott und Mensch, für die Zeit, wenn Gottes Reich endgültig da ist, wenn nichts die Freude trübt.
Im Lukasevangelium vergleicht Jesus sich selbst mit einem Bräutigam und verteidigt seine Teilnahme an Festessen und Feiern: „Könnt ihr denn die Hochzeitsgäste fasten lassen, solange der Bräutigam bei ihnen ist?“
Wo Jesus ist, ist Fülle und Leben und Freude.
Mehrdeutig, schillernd, voller Anspielungen erzählt Johannes von der Hochzeit zu Kana.

Steht Maria auch für eine, die auf Jesu Hilfe vertraut, obwohl sie meint, er weist sie ab?
Zeigt sich in der Weigerung Jesu die Freiheit Gottes, der sich nicht unseren Erwartungen anpasst?
Ist die Fülle und Güte des Weines ein Bild für die Großzügigkeit Gottes?

Es kommen viele Menschen in dieser Erzählung vor.
Nehmen Sie sich doch einen Moment Zeit und überlegen: Wem fühle ich mich nah?
Maria, die sich kümmert und zurück gewiesen wird?
Dem Festmeister, der sich über das ungewöhnliche Verhalten des Gastgebers wundert?
Den Jüngerinnen und Jüngern, die alles miterleben und im Geschehen Gottes Wirken durch Jesus erkennen?

Ich möchte Ihren Blick gern auf die Diener richten.
Sie tun alles, damit das Fest gelingt. Sie bedienen und räumen ab. Sie werden die ersten sein, die gemerkt haben, dass der Wein zu Ende geht. Sie haben die schweren Krüge herbei geschafft, damit alle vor dem Essen sich reinigen können. Sie haben sie schon einmal mit Wasser gefüllt.
Eigentlich hat ihnen nur der Festmeister etwas zu sagen, aber sie hören auf Maria und tun, was Jesus sagt.
Ich stelle mir vor, dass sie sich über seinen Auftrag sehr wundern: Wieso sollen sie das tun? Das Wasser, das noch da ist, reicht doch für die vorgeschriebenen Reinigungen. Was können gefüllte Wasserkrüge am eigentlichen Problem ändern?
Aber sie tun es. Sie halten sich einfach an Jesu Wort. Und dadurch, dass sie das tun, entsteht Köstliches. Und sie erleben, dass das geschieht.
Tut, was Jesus sagt.
Das ist unsere Aufgabe als Christinnen und Christen. Schöpft das Wasser in die Krüge.
Was wir tun, mag uns manchmal sehr dürftig und mangelhaft erscheinen.
Ist doch keine große Sache, wehren wir ab. Ist es auch nicht. Aber aus Wasser kann Wein werden.
Ein unerwartetes Lächeln, das wirklich uns meint, kann den Tag retten.
Das freundliche Wort, das uns jemand sagt, Mut machen.
Tut, was Jesus sagt.
Auch wenn andere meinen, es sei Blödsinn. Auch wenn der Ausgang unsicher ist.
Betet! Seid barmherzig! Verurteilt nicht! Lobt Gott!

Die Diener schöpfen das Wasser. Das machen sie oft. Das ist ihr Job.
Erst später wird es zu Wein. Während sie schöpfen, wissen sie das noch nicht. Sie tun einfach, was Jesus sagt. Trotz Zweifel, Müdigkeit und Fragen. Vielleicht spüren sie, dass Jesus ihr Vertrauen verdient.
Wir, die wir die ganze Geschichte gehört haben, dürfen unser Wasser schöpfen im Vertrauen darauf, dass Jesus es zu Wein verwandeln wird.
Jesus, nicht wir selbst. Und nicht, wann wir es wollen und meinen, sondern wann Gott es will und meint. Und das ist gut so.
Wir haben es nicht in der Hand. Aber es geschieht, dass das, was wir tun können, zur Stärkung und Freude anderer wird.
Zur Zeit haben wir den Eindruck: Da ist viel Wasser zu schöpfen, aber wenig Wein zu schmecken.
Das ist wohl so.
Das wird uns nicht abgenommen.

Ein Ehrenamtlicher erzählte mir neulich, dass er sich bewusst gemacht habe, was im letzten Jahr trotz Corona alles gut für ihn war: Es war eine Menge. Er habe sich für dieses Jahr vorgenommen, alles Schöne, was er in diesem Jahr erlebt hat und wofür er dankbar ist, auf kleine Zettel zu schreiben und zu sammeln – und es sind schon einige beschrieben.

Man muss den Wein dann auch trinken, um zu merken, dass es kein Wasser mehr ist.

Tut, was Jesus sagt – im Vertrauen auf Gottes Güte und Großzügigkeit, im Vertrauen, dass Lebensfülle und Lebensfreude uns geschenkt werden.
Ich glaube, das hilft durchzuhalten, Geduld zu behalten.
Ich freue mich auf den Wein – auch auf die die Feste, die wir feiern werden – so nah und ausgelassen, wie wir möchten.
Und bis dahin schöpfe ich Wasser in die Krüge.

Herzlich
Ihre Pastorin
Dorothee Seredszus

 

*Diese Steinfässer fassten jedes ungefähr 100 Liter. Das war dann reichlich Wein – auch wenn sicher viele da waren und tagelang gefeiert wurde.

Sie können sich hier eine (leicht gekürzte) Fassung des Andachtstextes anhören, gesprochen von Pfr.in Dorothee Seredszus

Die Jahreslosung 2024

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.

1. Korinther 16,14